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Mittwoch, 23. 04.2008: Anna und das Proletariat

Nach einem langen Unitag mit mehreren Vorlesungen und einem Treffen mit der Psychologieprofessorin geht es wieder zurück ins Wohnheim. Da wir in der letzten Zeit nicht viel aus gewesen sind, fällt Monika und mir langsam die Decke auf den Kopf. Da trifft es sich ganz gut, dass auch Olivia unter Tatendrang steht. Mit ihrer amerikanischen Freundin Laura und Bartek möchte sie gerne in einen Pub. Wir schließen uns gleich an. Außerdem kommt auch Urs noch mit dazu. Wir gehen zunächst in den Columbus Pub direkt am alten Markt. Hier sind die Wände mit Schifffahrtsszenen – Schiffe bäumen sich auf dem vom Sturm gepeischten Meer – bemalt, an den Decken hängen Boote, die Sitzgelegenheiten haben auch einen nautischen Stil.... Insgesamt finde ich es aber hier ziemlich dunkel.


Danach geht es dann weiter in das Proletaryat. Hier ist es kommunistisch dekoriert, Leninporträts und Büsten, Schilder in kyrillischen Schriftzeichen, die ich nicht verstehe. Man bietet hier eigenes Bier an, das auch einen eigenwilligen Geschmack hat. Zufällig treffen wir einige polnische Jungs aus meiner ebanks-Vorlesung. Die sind schon gut dabei und erklären mir freudig, dass dies ihre Stammkneipe sei. Was erst nett beginnt entpuppt sich schnell als nervig. Besonders Bartek ist so betrunken, dass er nur noch seine Meinung hören möchte und sich mit allen herumstreitet. Ich finde es nicht so schlimm, aber Olivia und Laura fühlen sich dann doch irgendwann auf den Schlips getreten und geben Paroli. Gegen zwölf flüchten wir heimwärts.


Kurze Zusammenfassung der letzten Tage

Na gut, ich gebe zu, ich habe es etwas schleifen lassen. Das kann aber auch daran liegen, dass in den letzten Tagen nicht viel passiert ist. Die meiste Zeit vertreibe ich mir damit, irgendwelche Aufsätze zu schreiben, was in Anbetracht der Tatsache, dass die alle auf Englisch geschrieben werden müssen doch länger dauert, als im Deutschen. Zwischendurch geht es dann mal in die Uni zu seltsam unnützen Vorlesungen, die man eher als Abhängen bezeichnen müsste, wenn da nicht wenigstens ein sozialer Nutzen dahinterstecken würde. Da allerdings zum Teil Anwesenheitspflicht besteht, komm ich wohl nicht drum herum.

Am Wochenende bin ich am Freitag doch mal rausgekommen, dafür war dann allerdings der Samstag hinüber und nicht zu gebrauchen. Geschlafen und gegessen wird auch viel. Und seitdem das Wetter etwas besser wird, bin ich öfter mal im Park unterwegs und schnappe frische Luft und vertrete mir die Beine.

Also wenn ich in der nächsten Zeit wieder so wenig schreibem, wisst ihr Bescheid:
ES PASSIERT IM MOMENT NICHT so VIEL. So wie Uni nunmal manchmal ist - man hat zu tun....Wenn man möchte.

Mittwoch, 16.04.2008: Anna steht neben sich

Tja, heute merke ich es dann doch, dass die Reiserei in den letzten Tagen vielleicht ein wenig zu viel war. Ich quäle mich halb neun aus dem Bett und schleppe ich mich zur Uni. Die Kurse tragen auch nicht wirklich dazu bei, dass ich fitter werde.


In meinen zwei Tagen Abwesenheit habe ich dann aber doch einige Aufregung hier in Poznan verpasst: Zwei Franzosen sollen aus dem Wohnheim ausziehen, weil sie zu laut waren (haha, großartiger Witz) und auf einer Mottoparty zum Thema GRÜN (?) - zieht alle was Grünes an und wir haben Spaß- waren nur Urs und das Organisatorenteam.


Am Abend passiert dann auch nicht mehr viel. Ich telefoniere noch ein wenig mit Stefan, der morgen seine Zwischenprüfung hat und mich jetzt mit der Nervosität ablöst. Dann stelle ich mir einen Film an, schaue ihn aber nicht einmal zu ende. Einschlafen geht trotzdem nicht gut. Dafür habe ich schon wieder zu viele Dinge im Kopf.

Freitag, 11.04.2008: Anna schläft

Tja, was meint ihr wohl. Nachdem gestern ja wieder verrückt lange gefeiert wurde, ist heute erst mal ausschlafen angesagt. Gegen Mittag bin ich aber wieder wach und erledige nützliche Sachen, wie die Rechnung fürs Internet in dem Büro um die Ecke zu bezahlen und zum Supermarkt zu gehen.


Nach einem kleinen Mittagsschlaf, schaffe ich es am Nachmittag doch noch, etwas für die Uni zu schaffen und bastle weiter an meiner Hausarbeit weiter. Klappt sogar ziemlich gut.


Dann ist es auch schnell wieder Abend, Salat machen (denk an die Vitamine) und noch ein wenig mit den beiden Mädels aus der „WG“ schnacken. Mehr ist heute dann wohl auch nicht mehr drin.

Montag, 07.04.2008: Anna erhält gute Nachrichten

Das Kurschaos hat sich gelichtet. Heute bekomme ich das ok von meiner Koordinatorin, dass ich „nur“ die drei Zusatzkurse machen muss, die ich auch gerne machen wollte. Die anderen drei Kurse, wurden mir nach langer Diskussion, der Aufstellung von Inhaltsangaben und viel Nerven meinerseits anerkannt.


Aber mit der Entscheidung kann ich leben. Außerdem habe ich heute bei einem Professor wegen einem dieser Kurse vorgesprochen und dieser war so extrem entgegenkommend, dass ich jetzt schon wieder fast ein schlechtes Gewissen habe.


Den übrigen Tag verbringe ich mit telefonieren, durch die Stadt wandern, an der Diplomarbeit ein wenig weiterschreiben, Mails verschicken und so weiter.


Am Abend steht dann überraschender Besuch vor der Tür: Lydia ist in Poznan. Sie hat im letzten Semester angefangen, ihren Motorradführerschein zu machen. Zur Prüfung durfte sie sich damals aber noch nicht anmelden, da man dazu erst 185 Tage in Polen gemeldet sein muss. Nun ist sie also zurückgekehrt, aber es gab einige Probleme, so dass sie wohl Ende März nochmals herkommen soll. Ich freue mich trotzdem sie jetzt schon zu sehen.


Hier noch mal ein Bild von den Zwergen, die man in ganz Wroclaw verteilt finden kann. Bisher konnte ich nicht in Erfahrung bringen, wie viele es insgesamt gibt, aber das sind beim besten Willen nicht alle.

Dienstag, 01.04.2008: Anna in den Vorlesungen

In den Vorlesungen trudeln nach und nach die anderen Studenten ein. Ein Teil war über die Ferien zu Hause, ein Teil ist durch Polen gereist. Es gibt einige neue Haarfarben und Haarschnitte zu bewundern. Insgesamt ist die Stimmung fröhlich und entspannt. Für die Uni hat kaum jemand etwas in den Ferien gemacht. Das beruhigt mich natürlich ungemein.


Für das Wochenende habe ich mich mit Martin in Wroclaw verabredet. Da werde ich dann mit Monika und Antje eine Nacht und zwei Tage bleiben. Drum herum gibt es ein bisschen für die Uni zu tun. Zum Beispiel entdecken wir, dass wir Morgen unter Umständen eine kleine Präsentation haben, die wir noch vorbereiten müssen. Allerdings hält sich der Stress mit ein zwei Stunden Arbeit in Grenzen.

Mittwoch, 19.03.2008: Anna im Schnee

SCHNEE, SCHNEE, SCHNEE. Übermorgen ist Frühlingsanfang und heute und auch schon gestern schneit es in Poznan. Heute ist es sogar ziemlich krass. Zentimeterdick bleibt er auf Bäumen, Straßen und Parkanlagen liegen. Eine halbe Stunde später scheint die Sonne, als sei nichts gewesen, dann zieht es sich wieder zu und es schneit wieder. Die Professoren wünschen uns aus Spaß nicht frohe Ostern sondern frohe Weihnachten. Sehr seltsam ist das.


Heute haben ich schon die letzten Kurse vor den Osterferien und die Stimmung ist allgemein sehr fröhlich. Wer nicht nach Hause fährt, nutzt die freie Zeit zum Reisen. Für mich geht es morgen dann auch wieder nach Hause.


Nach meinen Kursen habe ich zunächst aber noch etwas anderes vor. In meinen Zusatzkursen ist auch ein Psychologiekurs und ich will die Sprechstunde der Professorin nutzen, um vorzusprechen und sie um eine Alternative zur polnischen Vorlesung für mich bitten.


Vor ihrem Büro treffe ich auf einen älteren Professor, der mich auf polnisch anspricht. Ich antworte auf polnisch, dass ich ihn nicht verstehe, ich sei Deutsche und spreche nur ein ganz wenig polnisch. Darauf fängt er das Strahlen an und kramt seine Deutschkenntnisse aus. Vor zehn Jahren habe er einmal Deutsch gelernt und freue sich jetzt es wieder ausprobieren zu können. Besonders gut kann er sich an Komplimente erinnern. Bevor er mich zu dazu verpflichten kann, seine Deutschlehrerin zu werden, entkomme ich aber in die Sprechstunde der Psychologieprofessorin.

Samstag, 12.01.2008: Anna im Wohnheim

Der Tag heute ging mal wieder an die Uni: lernen, Präsentationen vorbereiten, erste Formatierungsschritte für die Diplomarbeit, Vorlesungen schriftlich zusammenfassen.


Zwischendurch bin ich eine Runde durch den Park gelaufen, um mir ein wenig die Beine zu vertreten und an die frische Luft zu kommen. Nach einem Blick aus de Fenster habe ich mir meine Turnschuhe geschnappt, da die Straßen trocken und nicht gefroren aussahen. Diese Entscheidung habe ich Park dann aber bereut, wo die meisten der Wege noch unter einer gefrorenen Schicht Schnee liegen. Mehr schlitternd als gehend hat meine Runde so also etwas länger gedauert.


Den Tag habe ich auch damit verkürzt, möglichst ungesundes Zeugs in mich hineinzustopfen. Die Pizza heute Abend (wir wollten unbedingt einen Bringdienst ausprobieren) hat mir dann den Rest gegeben: Dem Fresskoma erlegen, war dann eigentlich nur noch ein Film drin.

Mittwoch, 09.01.2008: Anna präsentiert

Der halbe Tag geht für die Präsentation drauf. Eigentlich wollte ich am Vormittag zu einem Amt, um meinen Aufenthalt zu verlängern. Da es Probleme mit der Präsi gibt, werfe ich meinen Plan um, und fahre stattdessen nur zum Erasmusbüro, um meine Karte für die Noten abzuholen (ein prähistorisches System: hier läuft man mit einem Zettel von Professor zu Professor und lässt sich seine Note eintragen, um den Zettel dann wieder zu einer zentralen Stelle zu bringen). Mein Zettel ist noch nicht ausgedruckt und ich werde auf den nächsten Tag vertröstet. So wie auch schon gestern.


Schnell zurück zum Wohnheim. Zunächst gehe ich mit Ludmila und Lilit zur Administration, weil ich wissen möchte, ob ich im nächsten Semester im selben Zimmer bleibe und in den zwei Wochen Ferien Sachen hier lassen kann. Man kann mir nicht weiterhelfen, da die Liste aus dem Erasmusbüro noch nicht vorliegt.


Die Präsi des Businessplans läuft ziemlich gut. Wir werden nicht auseinander genommen, obwohl wir enorm viel Angriffsfläche haben. Dem Professor scheint es sogar ziemlich gut zu gefallen. Unsere Vorgänger werden dagegen ganz schön unfair behandelt.


Zurück im Wohnheim setze ich mich gleich nach einem Essen an das nächste Projekt. Hier sollen wir für einen Straßenbau in Polen ein Antragsformular für EU-Fördergelder ausfüllen, was sich als totaler Schwachsinn herausstellt, weil wir einfach nicht alle Informationen über Preise, Gehälter, Zeit, etc. finden können. Außerdem hat man uns zur Vereinfachung ein Formular für den Bau sicherer Tankstellen gegeben. Das passt also auch nicht.


Am Abend dann noch ein Treffen zu unserem Skiurlaub. Wir beschließen, dass wir den Nachtzug nehmen.


Samstag, 29.12.2007: Anna packt

Die Motivation, etwas für die Uni zu tun, ist schon wieder dahin. Dagegen widme ich mich dem Potter und lese etwas total un-BWLhaftes.


Wir machen noch einige Erledigungen und bereiten unsere Abreise nach Paris vor. Zunächst fahren wir zu Stefans Firma, weil er hier noch etwas zurückbringen muss. Dabei habe ich die Gelegenheit, mir anzuschauen, wo er so arbeitet. Ein bisschen anders hatte ich mir das schon vorgestellt, aber es gefällt mir.


Dann laufen wir noch etwas durch Gütersloh. Wir holen eine Gebäckdose für Mama Niehaus ab, besorgen für meine Kamera eine Tasche und schlendern durch die CD Abteilungen. Dann geht es nach Hause und ans große Packen. Es kommt eine ganze Menge Kram zusammen. Proviant besorgen, das Auto kontrollieren und tanken, es schon mal möglichst voll packen, essen, TomTom programmieren, schlafen und sich auf Paris freuen.

Sonntag, 16.12.2007: Anna am 3. Advent

Ich habe erst gerade gemerkt, dass heute der dritte Advent ist. So ohne Adventskranz und Frühstückstisch mit Kerze geht die Vorweihnachtszeit in diesem Jahr nahezu spurlos an mir vorbei.


Der Tag ist erfüllt von Lernen für Marketing (Klausur morgen), aber eigentlich sträubt sich alles in mir, den Stoff zu lernen. „Falls Sie eine Pressekonferenz draußen abhalten, denken Sie daran einen Raum vorzubereiten, falls es regnen sollte“ - Äh, ja. Welch ein guter Tipp, auf den man sicherlich nicht gekommen wäre. Die Probeklausur lässt sich auch nach dem Lernen zu 50% nur durch Raten beantworten, also gebe ich es irgendwann auf und konzentriere mich lieber aufs Kochen (heute bin ich dran in der Montagsgruppe). Das entspannt sogar recht gut. Am Abend dann noch einmal große Klausurvorbereitung. Zunächst gehe ich mit Franz und Chrissi die Probeklausur durch und wir stellen fest, dass wir uns zumindest bei dem größten Teil der Fragen auf eine Antwort einigen können. Danach komme ich noch in den Genuss eines Vortrages von Ludmila und Beate, den sie für ihre morgige Präsentation in Businessenglish vorbereiten.


Was für ein Tag!


Laune: unweihnachtlich

Schokoladenbedarf: ein Schokocrossi

Freitag, 14.12.2007: Anna lernt mal wieder

Wie ihr sicherlich schon erratet, ist der heutige Tag mal wieder unspektakulär geprägt von Lernen, schlafen, essen und Businessplan erstellen. Also nicht wirklich aufregend.


Am Abend habe ich genug vom Zimmer und drehe noch einmal eine Runde durch das Wohnheim. Insgesamt ist die Stimmung aber eher verkatert und unmotiviert. Die meisten zählen schon die Tage bis zur Rückkehr an Weihnachten und bekommen einen strahlend verträumten Blick, wenn man sie nach den Abfahrtsdaten fragt. Einige gehen noch in einen Club, der Rest gammelt so vor sich hin. Ich gehöre zu letzteren, weil ich mich schonen wollte....


Auf meiner Runde sammle ich Bilder, deshalb hier einige Fotos von gestern; unserer Weihnachtsfeier.
























geliehener Tannenbaum und erste Wichtel
















Tanzperformance in der Aufwärmungsphase: Thomas, Suvi, Cem, Lilit, Matthias





















menschliche Pyramide: Basis: Lan und Agnes, Sahnespitze: Nuno















geifernde Meute

















Feuerschau von Chrisin und Jarmila
















Gruppenfoto auf der Treppe

Laune: unmotiviert

Schokoladenbedarf: nicht so hoch, wie erwartet

Mittwoch, 12.12.2007: Anna fährt Schlittschuh

Den Vormittag verschlafe ich. Am frühen Nachmittag mache ich mich auf zur Universität. Dort schreiben wir eine Klausur über kleine und mittelgroße Unternehmen und ihre Internationalisierungsstrategien. Ich rechne mit einem Multiple-Choice Test, es werden aber vier offenen Fragen gestellt, was mich sehr freut.


Danach treffen wir uns mal wieder wegen des Businessplans. Das wird allmählich zum Alltag und zum regelmäßigem Tagesgeschäft.


Später bereite ich mich mit Franzi und Chrissi auf den Abend vor, will heißen wir mischen Wodka mit Saft. Auf geht es zur Eisbahn. Am Malta-See ist ein Zelt aufgebaut unter dem sich eine mobile Eisbahn versteckt. Wie gewohnt dauert es ewig bis wir uns soweit organisieren, dass jeder Schlittschuhe hat und auf die Bahn kann. Die ist ziemlich mies und man könnte besser Schlitten- als Schlittschuhfahren, soviel Schnee wie schon aus dem Eis gelöst wurde. Nach einer Stunde unsicherem hin und her laufen, viel lachen und schmerzenden Füßen, verlassen wir das Zelt, um nebenan noch ein Bier zu trinken.



Im Wohnheim zurück falle ich erschöpft ins Bett.


Laune: verschnupft

Schokoladenbedarf: semi

Montag, 10.12.2007: Anna und die SME

Der Tag steht mal wieder sehr im Zeichen der Uni. Morgens treffen wir uns für eine Präsentation. Innerhalb einer Stunde entscheiden wir uns für mehrere Werbespots, die wir morgen als typisch deutsch vorstellen werden.


Danach mache ich mich daran für ISME (Internationalisation of small and medium enterprises) zu lernen – da steht am Mittwoch eine Klausur an. Ich komme nicht allzuweit und schlafe über eine zugehörigen Studie der EU ein. „Na ja, dann steht mir morgen ein wenig mehr bevor,“ denke ich als ich zur Uni gehe. Die fällt heute reichlich knapp aus. Einige der Vorlesungen fallen aus, die Letzte ist kürzer als erwartet.


Wieder im Wohnheim streikt unser Internet mal wieder. Das ist während der letzten Tage schon mehrmals vorgekommen und zerrt immer mächtig an den Nerven. In solchen Momenten merke ich dann erst, wie abhängig ich vom Internet geworden bin.


Lydia macht in der Montagskochgruppe Pizza. Sie schmeckt hervorragend, vielleicht auch dank der Tatsache, dass sie nicht am Knoblauch gespart hat. Ich überfresse mich, aber bevor ich Zeit habe ins Fresskoma zu fallen, treffen wir uns auch schon wieder, um uns an die Kalkulation unseres Businessplanes zu machen. Zunächst wirkt das alles sehr langwierig und mühselig. Zwei Stunden, ein halbes Mut-Mach-Bier und viele Annahmen und wilde Spekulationen später sind wir durch. Sowohl mit der Rechnung, als auch körperlich und nervlich. Die Köpfe rauchen, aber es sieht ganz gut aus. Das Ding hat Chancen zu funktionieren.


Kurz vor zwölf zurück im Zimmer, schläft Ludmila schon. Ich schreibe auch nur noch meinen Blog und werde dann endlich Feierabend machen. Dieser Erasmus-Rhythmus bekommt mir nicht.


Laune: Durch. Aber glücklich!

Schokoladenbedarf: der Situation angemessen

Sonntag, 09.12.2007: Anna am Sonntag

Ich lerne, schlafe und esse. Außerdem telefoniere ich mit meiner Familie und Stefan. Das ist auch schon alles, was heute passiert. Thomas will heute Abend noch kochen, aber ich denke, das wird spät. Ein frühes Weihnachtsessen hat er uns versprochen – jippiehh!!


Laune: ist halt nicht viel los

Schokoladenbedarf: Langeweile-bedingt hoch

Freitag, 07.12.2007: Anna ist wieder im Museum

Polnisch Kurs um acht, dann Frühstücken im Pfatsie Radio. So weit, so normal wie jeden Freitag. Um zwölf haben wir eine extra Marketingvorlesung. Da wird eine Fallstudie über einen spanischen Fußballverein präsentiert und die Stunde dann abgebrochen. Wir spekulieren nachher wild, ob die Professorin schwanger ist oder nicht. Ich bin in so was ziemlich schlecht und halte mich deshalb zurück.


Wir schlendern zum Museum. Heute erwartet uns der zweite Teil der Führung durch das Nationalmuseum. Heute ist der europäische Teil des Museums an der Reihe. Ich bin ein wenig enttäuscht. Es gibt schon eine Menge Bilder, die mir gefallen, aber dafür, dass sie sich Nationalmuseum nennen, sind hier wirklich kaum bekannte Namen vertreten. Aber eine Kopie eines Botticellis – sehr schön: eigentlich werden in Museen keine Kopien ausgestellt, aber hinter dieser steckt eine Geschichte und deshalb hängt hier eine Kopie in der Ausstellung. In verschiedenen Teilen des Museums wird gebaut, zum Teil ist es staubig, zum Teil riecht es noch streng nach Farbe, an manchen Stellen klaffen noch Löcher, die einen freien Blick auf die Versorgungsleitungen. Bilder und Skulpturen sind verstaubt. Sehr seltsam.


Zurück im Wohnheim bleib mir ein bisschen Zeit zum Potter-hören, dann steht der nächste Programmpunkt auf dem Plan: unsere polnischen Tutoren haben traditionelles polnisches Weihnachtsessen vorbereitet: Pierogi, verschiedene Sorten Hering (nicht mein Fall wegen des Herings), Plätzchen und Kuchen. Es werden Weihnachtslieder gesungen. Stille Nacht, heilige Nacht erkenne ich wieder.


Einmal in Weihnachtsstimmung geraten wollen wir uns gleich in der Küche treffen und Glühwein machen und trinken.


Laune: Gut

Schokoladenbedarf: geht so

Donnerstag, 06.12.2007: Anna und der Nikolaus

Den Nikolaus sehe ich heute nicht. Aber ich freue mich über die Socken in dem Nikolauspaket meiner Eltern.


Morgens geht es mir nicht wirklich gut. Der Kopf ist irgendwie zu. Um in die Gänge zu kommen laufe ich erst einmal in den Park und bleibe an der halben Stunde an der frischen Luft. So richtig hilft das aber nicht.


Am Nachmittag treffen wir uns mal wieder wegen des Businessplans. Danach laufe ich noch durch das Einkaufzentrum auf der Suche nach einer schönen Karte für meine Oma.


Am Abend fällt dann im gesamten Wohnheim das Internet für eine Stunde aus. In dieser Stunde schlafe ich über irgendeiner wichtigen Literatur ein. Danach ist eigentlich auch nichts mehr mit mir anzufangen. Ich bin total verpeilt und gehen deshalb früh ins Bett.


Laune: vorhanden

Schokoladenbedarf: schmeckt heute nicht

Dienstag, 04.12.2007: Anna im Unialltag

Ein ganz normaler Dienstag. Um acht Uhr startet die Uni. Heute gibt es in der Vorlesung nur Präsentationen, mal besser, mal schlechter, insgesamt eher unspannend. Cem bastelt mir aus lauter Langweile aus den Handouts Papierblumen. Da die Gruppe so freundlich war, ihre Stichpunkte auf farbigem Papier auszudrucken, bin ich jetzt im Besitz einer blauen und einer grünen Blume.


In der nächsten Vorlesung geht es mit Gruppenarbeiten weiter. Wir kommen gut voran, wir haben eine gute Gruppe und ein gutes Thema, was das Ganze einfach macht. Zwischendurch streite ich mich mit Olivia darüber, warum die Engländer immer noch nicht den Euro eingeführt haben („Warum sollten wir. Es gibt ein ganze Menge Gründe gegen den Euro“ sagt sie. „Das ist Quatsch, das ist doch nur euer Starrsinn und euer Stolz“ argumentiere ich, obwohl ich weiß, dass das eigentlich kein Argument ist.) Verbal ist mir Olivia natürlich haushoch überlegen, deshalb bleibe ich einfach bockig und versuche ihre Argumente zu entkräften. Das macht Spaß und es gelingt manchmal, aber nicht immer. Insgesamt finde ich immer noch nicht, dass sie mir das Festhalten am Pound überzeugend erklären konnte.


Pasta essen bei Piccolo (heute ohne Suvi, die muss in einer Grundschule den Helfer des Weihnachtsmann spielen, weil der – wie sie – aus Finnland kommt.). Später dann noch einmal eine Vorlesung zum Management und Marketing von Dienstleistungen (heute eher langweilig) und dann ab ins Wohnheim, wo ich mich in den Businessplan verbeiße. So richtig voran komme ich aber nicht.


Laune: tüdelü, etwas überdreht

Schokoladenbedarf: tüdelü

Montag, 03.12.2007: Annas 12. Woche

Wow, das ist jetzt schon meine zwölfte Woche hier in Polen. Mal wieder wundere ich mich darüber wie die Zeit vergeht. Das ist schon fast ein Drittel meines Doppeldiplomprogrammes, auch wenn ich für das Diplom bisher noch herzlich wenig geschafft habe.


Ich schlage mir den Sonntag Abend noch damit um die Ohren, meinen Lebenslauf für dieses Businessplan-Projekt weiterzuspinnen, damit das Ding überhaupt Sinn bekommt (kein Student würde auf die Idee kommen, neben dem Studium mal einen GmbH mit millionenschwerem Kapital zu gründen)....


Am Montag wache ich total gerädert auf. Irgendwie macht mir diese Erkältung auf Dauer doch zu schaffen. Dann geht es in die Uni. Da ich mal wieder eine Freistunde habe, und ich nicht noch einmal ins Wohnheim will (da würde ich gar nichts schaffen), habe ich mir etwas zu Lernen eingepackt. Vor der Cafeteria steht Ludmila, die nicht mitbekommen hat, dass die Vorlesung ausfällt. Es ist auch sonst nicht so ihr Tag: Sie bestellt Hotdog und stellt fest, dass es auch Pasta gibt, verteilt den Hotdog dann über Tisch, Hose und Fußboden und grummelt irgendetwas von polnischer Unorganisiertheit.


Dann E-Commerce, das heute eine Mischung aus totaler Langeweile und unfreiwilliger Komik ist. Mein Höhepunkt ist die Präsentation von Natalie. Die soll etwas über elektronische Auktionen in der Türkei erzählen und zeigt einen Film, in dem sie ihre türkische Freundin Sevil aus dem Schlaf reißt, um sich türkische Auktionsseiten vorführen zu lassen. Oh Mensch, wie entwürdigend. Wenn dass der ukrainische Humor ist, verfehlt er mein Humorzentrum um ein bis zwei Kilometer. Neben mit verdreht Thomas die Augen. Ihm scheint es genauso zu ergehen. Willkommen im Kindergarten. Oder bei Erasmus, was manchmal erschreckend viel Parallelen aufweist.


Abends dann wieder mal Kochen im Wohnheim. Beate kocht mir ihrer Freundin Carmen und ab ins Bett. Mensch bin ich müde.


Laune: gähhhhhn

Schokoladenbedarf: ziemlich am Boden

Sonntag, 25.11.2007: Anna mit Businessplan

Am Freitag Abend gehen wir mit Aga, unserer Tutorin aus. Sie hat ihre Prüfungen hinter sich gebracht und hat deshalb einen Grund zum Feiern. Wir treffen sie, ihren Freund aus Augsburg und zwei ihrer Freunde aus Torun auf dem alten Markt und suchen uns dann eine Kneipe. Wir landen im Kultowa. Es sieht erst ein wenig kühl aus, aber der Laden hat ein Kellergewölbe, in dem es herrlich gewölbt ist. Es wird Rockmusik gespielt, zu 50% polnische, die wir nicht kennen. Aber Agas Freunde Maliwa und Tomek erklären uns begeistert die Bandverhältnisse in Polen und geben, wenn sie können, kurze Textzusammenfassungen.


Es wird recht viel Deutsch gesprochen, einiges Englisch und ein paar Brocken Polnisch. Ein netter Abend, den wir bei einem Döner im Istanbul-Imbiss ausklingen lassen. In der Tram unterhält ein strunzbetrunkener Penner mit einer Beule auf der Stirn, einem blutüberströmten Gesicht und einer Tasse Wodka in der Hand gröhlend die Menge. Mir ist nicht ganz wohl, aber Gott sei Dank ist die Tram so voll, dass er nicht näher kommen kann.


Der Sonntag ist dann mal wieder dem Businessplan vorbehalten. So ein Schrott. Merke dir: im nächsten Semester kein Kurs bei Professor Sliwinski wählen, wenn du ein bisschen was vom Wochenende haben möchtest. Unser Dokument wächst zwar stetig, die Liste der Fragezeichen aber auch. Irgendwann habe ich genug und spaziere trotz Regens durch den Park, bis es zu dunkel wird.


Laune: jaaa!

Schokoladenbedarf: Schokowas?