Jippie, der erste Urlaub mit dem Jungen. Nur mit dem Jungen. Um nicht sofort zu übertreiben haben wir uns einen Städtetrip ausgesucht. Und welche Stadt bietet sich für einen kleine Staun- und Kulturausflug mehr an als Dresden, das Elbflorenz. Da ich hier schon mal ein Jahr gelebt und studiert habe (zum Ende hin mehr gelebt, als studiert), war die Planung relativ einfach: Termin festlegen, Hostel buchen, Tasche packen, Auto tanken und los ging es am Sonntag morgen.
Womit wir nicht gerechnet hatten, dass wir noch einige der heißesten Sommertage in Deutschland erwischen würden. Schwitzige fünfeinhalb Stunden und einige entleerte Schorleflaschen später, kamen wir endlich in der Neustadt Dresdens an und checkten in das Hostel ein.
Tasche abstellen und ab unter die Dusche. Dann erst mal langsam loslaufen und etwas Essbares suchen. Das hat auch super geklappt und das erste Bier schafft etwas Erfrischung. "Diesel nicht Altschuss" weiß der Junge und bestellt sofort, ohne als Tourist aufzufallen.
Danach schlendern wir noch in die Stadt. Vom Elbufer aus meldet sich der Junge zu Hause. "Alles gut. Fahrt gut, Auto gut, Hostel gut. Bier gut und Wetter auch gut." Wenn das mal kein guter Start ist.

Ein etwas ausgearteten Spaziergang und ein Eis später kehren wir in das Hostel zurück. Die Fahrt und die Hitze machen uns doch zu schaffen. Ein letztes Bier gibt uns den Rest. Schlafen, schlafen, schlafen. Dass es in der Neustadt nachts etwas lauter zugeht, bekommen wir nicht so recht mit. Erst als mich das Müllauto am nächsten Morgen weckt.
Nächster Tag: Kultur steht auf dem Plan. Kultur-Junge ist völlig aus dem Häuschen. Frühstücken und los geht es. Ab in die Altstadt.
Erste Station Frauenkirche. Erst mal von außen, dann von innen und schließlich von oben betrachten. Mit dem Fahrstuhl geht es bequem bis in die Kuppel hoch, dann immer weiter, bis man schließlich von der Haube über die Stadt blicken kann. "Ganz schön hoch," jammert der Junge. "Stell dich mal in die Sonne. Ich mach ein Foto." "Ganz schön hoch und ganz schön warm." jammere ich mit. Trotzdem lohnt es sich. Wirklich!

Weiter geht's. Das ist ja noch lange nicht alles, was Dresden so zu bieten hat. Am Coselpalais und Fürstenzug vorbei, im Schatten der Hofkirche kurze Abkühlungs- und Trinkpause zur Semperoper.

"Müssen wir da rein?" fragt der Junge. "Müssen wir. Du wirst auch gleich sehen warum." Kultur-Junge nickt, steckt sich aber erst mal ne Zigarette zur Stärkung an. Man weiß ja nie. Wir machen eine Führung mit. Musik und Arien hören wir also nicht. Dafür dürfen wir uns aber im Gebäude umschauen. Hier wirt geprotzt, was das Zeug hält. Unechtes Holz (Brandschutz zu früheren Zeiten), unechter Marmor (zu aufwendig es mit Pferden über die Alpen bringen zu lassen, aber trotzdem eindrucksvoll. Oder gerade deswegen. Der Junge staunt. Ich auch. Zum sechsten Mal seit 2003. Immer wieder.

"Kannst du noch?" frage ich. "Na klar." sagt der Junge. Also geht es weiter. Die 30°-Marke ist auch schon geknackt. Ab zum Zwinger. Fotos machen das Grün und die Brunnen und die Verzierungen á la Pöppelmann bestaunen, rauf auf die Balustrade, das Ganze von oben bestaunen, noch mehr Bilder machen. Mittlerweile ist es dann auch schön mittag.

An Schloss und Kulturpalast vorbei, am staubigen Altmarkt entlang, der gerade umgegraben wird in die weiße Gasse zum Spanier. Salat und Apfelschorle für das Mädchen, Schnitzel, Pommes und Diesel für den Jungen. Der Kellner schmuzelt. Wir können es ihm nicht verdenken und schmunzeln mit.
Die Mittagshitze überbrücke ich mit einem Mittagsschlaf. Der Junge möchte am Neustädter Bahnhof Züge fotografieren. Ein neues Hobby? Man weiß es nicht.
Am frühen Abend machen wir uns noch mal auf den Weg. Erst man zum großen Garten, dem grünen Herzstück in der Stadt. Vorbei an der gläsernen Manufaktur schlendern wir ein wenig durchs Grüne, schwitzen in den letzten Sonnenstrahlen, fahren dann weiter durch meine alte Wohngegend zum Blauen Wunder und durch Loschwitz. Auf dem Rückweg geht es auf der anderen Elbseite vorbei an den Elbschlössern zurück in die Stadt.

Zum Abend essen wir Burger. Der Junge ist glücklich. Den Abend verbringen wir auf dem Theaterplatz. Die Semperoper wird angestrahlt, der Platz ist fast leer. Also machen wir Bilder. Schwer konzentriert. Schließlich soll es so aussehen wie in der Werbung. Dazu bittet der Junge auch einige Penner aus dem Bild.

Ab aufs Land. Der nächste Tag gehört der sächsischen Schweiz, wie man das Elbsandsteingebirge auch gerne nennt. Der Junge ist begeistert und legt die nächsten Stunden die Kamera nicht aus der Hand. "Stell dich mal dort hin, schau mal in die Richtung,..." sind unsere Hauptkonversationen.

Auf kleinen Umwegen fahren wir nach Rathen und satzen dort nach einem Eiskaffe mit der Fähre über die Elbe. Der kleine Kurort ist unser Ausgangspunkt zur Bastei. Einer alten Felsenburg in den Sandsteingebilden. Heute ist vor allem eine Brücke noch erhalten und hat sich zu einem beliebten Ausflugsziel und Ausblickspunkt gemausert.

Es sind wieder über 30°C aber trotzdem klettern wir bis nach oben. Wir müssen Pausen einlegen und trinken viel. Aber es lohnt sich.

Von oben kann man in die sächsische Schweiz schauen und blickt direkt auf die Elbe.

Nach einer kleinen Stärkung auf dem Gipfel des Felsens und einer kleinen Einführung zur Geschichte des Meißner Porzellans, nehmen wir einen anderen Weg zurück nach Rathen. Wir gehen durch die Schwedenlöcher: Über tausende von Stufen windet sich ein Pfad durch ein irrsinnige Landschaft aus Felsvorsprüngen und Wald und Moos. Grün und felsgrau auf allen Seiten. Super.

Auf Umwegen -"Boah ist das klasse," freut sich der Junge- fahren wir zurück nach Dresden. Den Abend beschließen wir mit einer Vorstellung im Open-Air-Kino. "Filmnächte am Elbufer" heißt es in Dresden jeden Sommer. Kulisse und Wetter stimmen. Der Film ist hin und wieder etwas widerlich. Aber dann schaue ich einfach auf die Kulisse der Stadt bis Stefan sagt "geht wieder".

Schon am nächsten Tag geht es zurück. Nach einem ausgelassenem Frühstück machen wir aber noch einen kleinen Abstecher nach Freiberg. Hier treffen wir auf den ein oder andern Bekannten im Prüfungsstress. Aber für ein Hallo bleibt immer Zeit. Mit Corinna und Lea gehen wir essen. Corinna nimmt sich noch die Zeit einen kleinen Spaziergang durch die Stadt zu machen.

Während ich mit Corinna quatsche, schaut Stefan sich um, wo ich vier Jahre so studiert habe. Auf Otto, den Reichen, trifft er schließlich auch. Schließlich ist der Stadtgründer auf dem Obermarkt nicht zu übersehen.

Dann neigt sich unser Urlaub rapid dem Ende. Nach einem Kaffee in der Mensa, geht es schon wieder zum Auto und auf Richtung Heimat.

"Das nächste Mal," sagt der Junge. "fahren wir nach..." "Ja ja!" rufe ich schon begeistert.