Nun ist es soweit: meine beiden jüngsten Geschwister und zwei weitere Freunde aus Harsewinkel kommen mich in Poznan besuchen. Der Einstand ist nicht der beste. Durch einen Stau haben die vier ihren Flug in Dortmund nur ganz knapp erwischt. Einer der Koffer allerdings in Dortmund geblieben, der in den die Mädels ihren Krams gepackt hatten. Ziemlich aufgelöst und überdreht kommen sie an. Sie hinterlassen meine Adresse als Nachlieferort und wir quetschen uns erst mal in den Bus zur Stadtmitte, um von dort ins Hostel zu kommen. Die Mädels regen sich noch über den Kofferverlust auf, die Jungs frotzeln schon darüber. Nachdem wir Zahnbürsten eingekauft haben ("Jungs, ihr habt doch Zahnpasta eingepackt""Öhhhh, ja klar!") gehen wir erst einmal essen.
Da es immer noch recht früh ist, fahren wir dann erst mal zum Wohnheim, wo ich die Mädels mit ein paar frischen Sachen ausstatte, damit sie zumindest über die Nacht kommen, machen wir uns dann auf den Weg in die Stadt, um die ersten Kneipen zu testen.
Mittlerweile komme die Sprüche über den Koffer schon flüssiger ("Schau mal, was die da anhat.", "Wenigstens hat die was zum Anziehen.")
Die erste Kneipe ist das Kultowa, ein super Rockkneipe in einem riesigem Kellergewölbe. Danach geht es geht es noch in den Lizard King am Marktplatz. Wie schon Stefan vor einem dreiviertel Jahr, kommt auch Niklas nicht an der Gitarrendeko an der Eingangstür vorbei.

Am nächsten Tag: Stadtführung. Die vier haben nicht besonders gut geschlafen, eine Gruppe musste wohlweiterziehen und lärmte schon früh bei ihren Vorbereitungen. Aber gut.
Ab zum Marktplatz, zum Schloss, zur Kirche, zum Jesuitenkolleg, auf die Ziegen,

zur Katedrahle mit der goldenen Kapelle (der Grabstätte der beiden ersten polnischen Könige),

wieder aus der Katedrahle, Richtung Stadt

zum Marktplatz, die Ziegen am Rathaus bestaunen (ein höchst unspektakuläres Ereignis, das dennoch sämtliche anwesenden Touristen der Stadt um zwölf auf den Marktplatz zieht. So auch uns, auch wenn die Ziegen, die sich die Hörner stoßen, nicht zu Begeisterungsstürmen und Staunen führen, sondern eher zu ungläubigen Mienen und ironischen Anerkennungsrufen),

durch die Einkaufsstraße, bei Marek auf dem Gepäckträger verweilen, durchs Stary Browar zu meiner Uni.

Hier gibt es dann in meinem Lieblingscafé Kaffee und Torte, womit der Kalorienbedarf für die nächsten Stunden mehr als reichlich gedeckt ist.
Während ich am Nachmittag zur Uni muss (Spracheinstufungstest - eigentlich auch so einen Anekdote, allerdings bleibt sie hier nicht weiter erwähnt) und Vorlesung (einzige Erasmusstudentin bei einem nicht sonderlich interessantem Thema, also eher ab der nächsten Woche nicht mehr), geht die Bande ins Einkaufszentrum. Die Mädels wollen zumindest frische Unterwäsche und auch die Jungs wollen ein wenig die polnische Modeszene begutachten.
Wir treffen uns am Abend wieder und gehen Pizza essen. Danach geht es kurz auf eine Erasmusparty. Da hier allerdings kaum Studenten meiner Uni sind und es relativ voll ist, bleiben wir nicht ewig lang, sondern ziehen in den Irish Pub nebenan um. Hier erwischen wir noch eine Liveband, die Blues spielt. Super. Wir spielen sofort das Blues-Impro-Spiel.

Nach einem Bier an einem überhohen Tisch geht es nochmal weiter in einen Club in der Nähe, aber hier halten wir uns nicht sehr lang auf... Langsam machen sich die Anstrengungen des Tages bemerkbar und richtig überzeugt sind wir nicht von der Musik.

Also geht es auf nach Hause, in der Hoffnung, dass der nächste Morgen gutes Wetter und einen Koffer aus Deutschland bringt.