Donnerstag, 27.12.2007: Anna in Katerstimmung

Wie in jedem Jahr findet in Harsewinkel am 2. Weihnachtstag (der im Hause Bückmann ja doch eher ruhig verläuft) abends eine Party im nahegelegenem Waldhof statt. Wie auch in den letzten Jahren trudeln hier die Weltenbummler aus ihren Studien- und Ausbildungsorten ein. Ich hatte darauf gehofft einige Leute aus meiner alten Stufe wiederzutreffen, aber es sind in diesem Jahr erstaunlich wenige aus meinem Jahrgang anwesend. Vielleicht werden wir einfach zu alt für solche Dorfparties.


Wir sind zunächst auf dem Namenstag von Stefanus eingeladen. Der feiert im Wintergarten seiner Eltern den Todestag seines Namenspatron. Ein fröhliches „fifat fifat“ (ostwestfälisch für „vivat vivat“ oder „herzlichen Glückwunsch“) und einige Bier später sind wir dann auf dem Weg in den Waldhof. Noch sehr viel später dann im Bett.


Den Donnerstag verbringe ich mit Schlafen und ein wenig lesen. Gegen Abend setze ich mich mal wieder an eine Präsi, aber da komme ich nicht so weit.


Später treffen wir und mit Büri, Fabibu und Fabi im Pröddels, sich gegenseitig auf den neusten Stand bringen. Wir haben uns seit mindestens zwei Jahren nicht gesehen und es gibt einiges zu erzählen. Müdigkeitstechnisch gebe ich aber relativ schnell auf und verschwinde. Außerdem finde ich dieses „und was machst du jetzt so“ ermüdend, auch wenn ich mich sehr freue die Leute wiederzutreffen.






Frohe Weihnachten - Wesolych Swiat!!!

Montag: 24.12.2007: Anna und Weihnachten

Der übliche Ablauf am Heiligabend: Zuerst schleppen wir den Weihnachtsbaum in das Wohnzimmer, schmücken ihn und bauen die Krimme auf. Dann verschwinden Mama und ich in der Küche und bereiten das Weihnachtsessen vor. In diesem Jahr gibt es Ente, Rotkohl, Kartoffeln, Rosenkohl, Suppe und Sektcreme mit Granatapfel.

Danach fängt das hektische "Ich-muss-noch-Geschenke-Einpacken" los. Zum Mittag gibt es wie immer Bratapfel. Am Nachmittag schauen wir "Drei Nüsse für Aschenbrödel" und schlagen die Zeit mit Spielen oder sonst was tot. Nach und nach putzen sich alle heraus und machen sich fein für dden Abend. Abends geht es dann zunächst in den Gottesdienst, dann wird gegessen, dann folgt die Bescherung. Wir würfeln reihum und jeder, der eine sechs geworfen hat darf eines seiner Geschenke auspacken.

So wird es auch in diesem Jahr laufen. Gott sei Dank.

Sonntag, 23.12.2007: Anna und die Band

Den Sonntag verbringe ich bei Stefan zu Hause, aber im Prinzip auch mit schlafen und lesen und fernsehen und essen.


Mittags sind wir kurz draußen unterwegs, was für mich die reine Tortur ist: am Morgen hat es geregnet und durch den gefrorenen Boden, hat sich das Ganze in einen Eisspiegel verwandelt. Auf den wenigen Metern, die wir zurücklegen, kralle ich mich in Stefans Arm und kreische und quieke ich die ganze Zeit. Ich bin ständig kurz davor auszurutschen und mich aufs Eis zu packen, während Stefan relativ gelassen daherläuft... Ich finde das ungerecht, Stefan eher lustig, auch wenn er am Ende doch etwas angestrengt wirkt, weil ich jeder sichtbaren Eispfütze mit Panik begegne. Am Abend laufen und schlittern wir zum Bandkeller. Da trifft sich Stefans Band zur zweiten Weihnachtsfeier. Da meine Schwester mit dem anderen Gitarristen zusammen ist (schmunzel), ist Thesa auch da. Außerdem sind noch zwei weitere Freunde da. Später siedeln wir ins Pröddels um. Hier ist relativ viel los. Es finden zwei Stufentreffen unserer Schule statt, so dass man eine Menge bekannte Gesichter sieht. Hier stoßen dann noch einige weiter Freunde zu uns.







Samstag, 22.12.2007: Anna und der Sockenkranz

Es ist absolut herrliches Winterwetter: unglaublich kalt aber die Sonne scheint. Mit Stefan laufe ich an den See, der auch schon zum Teil schon zugefroren ist. Allerdings weiß ich noch von früher, dass man auf den See erst darf, wenn es eine Woche unter -10°C war (Tiefer Baggersee und gefährlich). Das hat uns unsere Mutter eingebläut und das gilt auch heute noch. Also wandern wir nur ein bisschen um den See und genießen das tolle Wetter.


Den Tag verbringe ich mal wieder mit lesen und schlafen.


Abends treffen wir uns zunächst bei mir und basteln eine Art Sockenkranz für Christian. Das ist eine örtliche Tradition für unverheiratete Männer, die 25 Jahre alt werden. In der Nacht zum Geburtstag hängen die Freunde einen Sockenkranz an die Tür des Geburtstagskindes, um zu zeigen, dass hier eine unverheiratete alte Socke wohnt (Mädels bekommen eine Schachtelkranz). Für jeden Meter Sockenkranz muss das Geburtstagskind einen Schnaps trinken, und je nachdem, wie engagiert die Freunde sind, ist der Geburtstag dann schon gelaufen. Wir schwächen die Tradition ab und basteln einen Umhängesockenkranz und verstecken darin das Geburtstagsgeld. Den Schnaps trinkt das Geburtstagskind auch so.


von oben nach unten:
Am See

Vitali trägt den Sockenkranz zur Probe

Christian freut sich über alte Socken

Gäste

ich mit Steffi (183ter Versuch)



Freitag, 21.12.2007: Anna im Pröddels




Wieder daheim schlafe ich unheimlich viel. So als ob ich irgendetwas nachholen müsste. Na ja ein bisschen habe ich vielleicht wirklich aufzuholen. Der Rest des Tages wird mit essen und lesen herumgebracht. Außerdem fahre ich mit Theresa in die Stadt. Wir haben einige letzte Besorgungen für Weihnachten zu erledigen.


Am Abend treffe ich mich Christian, Caro und Vitali im Pröddels, der örtliche Kneipe. Stefan und Bandkollegen kommen nach ihrer Probe nach. Insgesamt huste ich viel (sehr viel Rauch und Luftzug). Außerdem sind die Leute am Nachbartisch etwas nervig, aber da muss man wohl durch. Aber sonst ist es total nett. Und es tut unheimlich gut sich in gewohnter Umgebung mit Freunden zu bewegen.

Donnerstag, 20.12.2007: Anna fährt heim

Um 10:20h geht mein Zug in Poznan. Schon auf dem Bahnsteig höre ich aufgeregte Menschen deutsch sprechen. Ich freue mich und strahle jeden an, den ich verstehe. Das sorgt sofort für einige Gesprächspartner.


Der Zug ist ziemlich voll. Da sind eine Menge junger Polen, die vor Weihnachten noch einmal einen Kurztrip nach Berlin einschieben, Deutsche, die geschäftlich unterwegs waren und Studenten, wie ich. Natürlich gibt es wie immer einige skurrile Typen und die üblichen Vieltelefonierer, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihre Mitfahrer zu unterhalten.


Wir kommen mit etwas Verspätung in Berlin an, und da ich mir noch mein Ticket und meine Bahncard ausdrucken muss, verpasse ich den direkten Anschlusszug. Allerdings kann ich den Zug einen Stunde später nehmen und bekomme sogar noch eine Sitzplatzreservierung. Aber so habe ich noch etwas Zeit, einmal durch den neuen Berliner Hauptbahnhof zu schlendern und den Weihnachtsbaum zu bewundern.


In Bielefeld angekommen, muss ich zunächst warten. Die Zwillinge wollen mich abholen, da sie aber noch nie zum Bielefelder Bahnhof gefahren sind, nehmen sie zur Sicherheit das Navigationssystem mit. Gute Idee, allerdings haben sie den falschen Bahnhof eingegeben und brauchen deshalb länger als geplant.


Aber dann läuft alles gut: essen und gemütliches Zusammensitzen bei meiner Familie, Erzählen, Tee, Plätzchen und Bier. Und Stefan kommt auch vorbei.

Mittwoch, 19.12.2007: Anna im Freudentaumel

Wir drucken den Businessplan aus und lasse ihn binden. Dann bricht beim Druchblättern ein allgemeines Glücksgefühl aus. Zum feiern gehen wir erst Shoppen, dann auf den Poznaner Weihnachtsmarkt essen „Bratwürst“, wie es auf dem Schild steht und trinken einen Glühwein. Der ist unheimlich süß und klebrig. Da wir total durchgefroren sind, nisten wir uns dann in seinem Cafe ein. Von dort geht es zu der Vorlesng, in der wir dem Professor unser Werk vorlegen. Der möchte allerdings noch den Wettkampf zwischen uns schüren, indem er versucht, uns aufzuhetzen, die Businesspläne der anderen Gruppen zu kritisieren und verspricht Extra-Punkte für die größten Nörgler. Er steht selbstgefällig grinsend vor der Klasse und schaut sich unsere wütenden, angeekelten und empörten Gesichter an. Ich rege mich etwas (oder etwas mehr) über ihn auf, aber letztendlich sitzt der Kerl am längeren Hebel. Was mich dennoch nicht dazu zwingen kann andere vor der gesamten Klasse bloß zu stellen.


Wieder im Wohnheim schlafe ich mal wieder und mache mich dann langsam ans Packen. Morgen ist meine Abreise nach Hause und heute Abend gehen wir noch ein wenig feiern. Hier noch ein paar Eindrücke vom heutigen Tag...







Dienstag, 18.12.2007: Anna und der Businessplan, die 189te

Endpurt ist angesagt, wir klotzen noch einmal richtig ran. Letzte Verbesserungen, Korrekturlesegänge und anschließend die Formatierung. Zwischendurch noch Vorlesungen. Die Formatierungen daurern noch bis in die späten Abendstunden. Schließlich steht das Ding endlich. Aus technischen Gründen, könnnen wir es zwar nicht als Worddokument speichern, aber in ein Pdf umwandeln, was eigentlich auch wichtiger für das Drucken morgen ist, damit die Formatierungen noch stimmen. Ich fange an einen Hass auf Computer zu entwickeln.

Ich falle tot in Bett und huste mir noch die halbe Lunge aus der Seele.

Laune: unglaublich fertig und resigniert
Schokoladenbedarf: keine Zeit für Schokolade

Montag, 17.12.2007: Anna streicht den ersten Kurs

Der fröhliche Beginn des Tages ist eine Wiederholung des Stoffs für Methods and Instruments of Marketing Communication, kurz MIMC. Ich habe kein gutes Gefühl, denn irgendwie war die Probeklausur gestern schon nicht eindeutig zu lösen. Ich packe zum ersten Mal zu einer Klausur mein Wörterbuch ein und mache mich auf das Schlimmste gefasst. Das tritt dann auch ein. Der Test ist einfach nur unfair. 60 Punkte verteilen sich auf 21 Multiple-Choice Fragen (wie sich das rechnerisch lösen lassen soll, kann ich nicht sagen, aber wir schreiben ja auch eine Klausur in Marketing, nicht in Mathematik...). Kaum eine der Fragen lassen sich mit Hilfe des Skriptes oder der Vorlesung lösen, die meisten nicht einmal, wenn man de zugehörige Pflichtlektüre grob quergelesen hat. Selbst mehr oder weniger auf des Nachbars Blatt zur Seite schielen oder geflüsterte Absprachen helfen nicht weiter (der Aufsicht ist das herzlich egal: der Typ starrt angestrengt auf sein Pult und scheint sich zwischendurch sogar ein Ohr zuzuhalten). Also läuft das Ganze auf Rätselraten hinaus. Wir haben 30 Minuten, nach 15 Minuten bin ich durch und kann meine Antworten beim besten Willen nicht mehr korrigieren. Sebastián, der neben mir sitzt, geht es genauso. Er zückt eine Schachtel Streichhölzer und beginnt mir logische Rätsel á la „du darfst nur drei Hölzer umlegen, dann soll die und die Form herauskommen“ zu stellen.... Immerhin ist das der erste Kurs, den ich jetzt beendet habe und getrost von meiner Liste streichen kann.


Wir gehen auf den Schock erst einmal eine heiße Schokolade schlürfen. Dann folgt eine entspannte Stunde, in der wir die ersten Präsentationen zu unseren Eindrücken in Polen sehen. Vorrangig Filme und Bilder der Studenten. Die nächste Vorlesung schenke ich mir. Schließlich ist ja bald Weihnachten.


Am Abend kocht Daniel noch einmal für uns. Es gibt Kartoffelecken, Hähnchenschenkel und Chickenwings. Wir mixen eine herrliche Marinade mit unheimlich viel Knoblauch. Meine Güte, man riecht uns über zwei Etagen kochen, aber es schmeckt sooo großartig.


Ich komme spät ins Bett und schlafe eigentlich kaum. Langsam freue ich mich wieder zu sehr auf zu Hause.


Laune: ein bisschen resigniert

Schokoladenbedarf. Möglicherweise gedeckt

Sonntag, 16.12.2007: Anna am 3. Advent

Ich habe erst gerade gemerkt, dass heute der dritte Advent ist. So ohne Adventskranz und Frühstückstisch mit Kerze geht die Vorweihnachtszeit in diesem Jahr nahezu spurlos an mir vorbei.


Der Tag ist erfüllt von Lernen für Marketing (Klausur morgen), aber eigentlich sträubt sich alles in mir, den Stoff zu lernen. „Falls Sie eine Pressekonferenz draußen abhalten, denken Sie daran einen Raum vorzubereiten, falls es regnen sollte“ - Äh, ja. Welch ein guter Tipp, auf den man sicherlich nicht gekommen wäre. Die Probeklausur lässt sich auch nach dem Lernen zu 50% nur durch Raten beantworten, also gebe ich es irgendwann auf und konzentriere mich lieber aufs Kochen (heute bin ich dran in der Montagsgruppe). Das entspannt sogar recht gut. Am Abend dann noch einmal große Klausurvorbereitung. Zunächst gehe ich mit Franz und Chrissi die Probeklausur durch und wir stellen fest, dass wir uns zumindest bei dem größten Teil der Fragen auf eine Antwort einigen können. Danach komme ich noch in den Genuss eines Vortrages von Ludmila und Beate, den sie für ihre morgige Präsentation in Businessenglish vorbereiten.


Was für ein Tag!


Laune: unweihnachtlich

Schokoladenbedarf: ein Schokocrossi

Samstag, 15.12.2007: Anna und der Fremde im Klo

Der Samstag ist geprägt von ein bisschen Unikrams und vielen Scrubs-Folgen. Mittags laufe ich ein wenig durch den Park, um das tolle Wetter auszunutzen. Sonnenschein und klirrend kalt. Brrrr.


Am Abend gehen wir nach einigem Hin- und Herüberlegen doch noch in die Stadt. Wir möchten in den Academic Pub auf ein Bier. Nicht lang, aber gemütlich. Leider ist der total voll. Also machen wir uns auf den Weg zum alten Markt. Dort ist eine Art Weihnachtsmarkt mit beleuchteten Eisskulpturen, sehr nett, sehr kalt und langsam setzt hier die Feierabendstimmung ein. Die meisten Buden sind schon geschlossen. Auch hier haben wir kein Glück mit einer Kneipe: entweder sind diese voll oder man muss Eintritt bezahlen, weil es Konzerte gibt. Wir überlegen uns, ins Kino zu gehen. Als wir dort ankommen, ist es schon halb zwölf und natürlich läuft jetzt kein Film mehr. Ludmila, Beate, Lydia und ich stromern durch die Alte Brauerei zurück zum Academic Pub, dort treffen wir einige andere Erasmusstudenten, aber wir sind so durchgefroren, dass wir uns nicht noch einmal auf die Suche nach einem Pub machen wollen (der Academic Pub ist immer noch voll). Also fahren wir zurück ins Wohnheim. Hier tobt eine etwas seltsame Party. Ich laufe noch ein wenig durch die Zimmer zum Quatschen. Auf diese Party habe ich keine Lust. Stefan lässt es durchklingeln. Er ist wieder zu Hause und wir skypen noch ein wenig.


Der Abend endet damit, dass Ludmila bemerkt, dass die Klotür zugeschlossen ist, sich aber darin keiner meldet. Wir öffnen die Tür und finden einen mit dem Kopf auf der Klosschüssel schlafenden betrunkenen Trottel, der über seiner Kotze hängt. Wir wecken ihn und befördern ihn heraus aus den Flur. Die Tür zum Flur muss zwischendurch offen gewesen sein, was dem jungen Mann auf der Suche nach einer Toilette wohl entgegen kam.


Nach einer kurzen Putz- und Desinfizieraktion beruhigen wir uns und gehen zu Bett.


Laune: irgendwie unmotiviert

Schokoladenbedarf: gewohnt hoch

Freitag, 14.12.2007: Anna lernt mal wieder

Wie ihr sicherlich schon erratet, ist der heutige Tag mal wieder unspektakulär geprägt von Lernen, schlafen, essen und Businessplan erstellen. Also nicht wirklich aufregend.


Am Abend habe ich genug vom Zimmer und drehe noch einmal eine Runde durch das Wohnheim. Insgesamt ist die Stimmung aber eher verkatert und unmotiviert. Die meisten zählen schon die Tage bis zur Rückkehr an Weihnachten und bekommen einen strahlend verträumten Blick, wenn man sie nach den Abfahrtsdaten fragt. Einige gehen noch in einen Club, der Rest gammelt so vor sich hin. Ich gehöre zu letzteren, weil ich mich schonen wollte....


Auf meiner Runde sammle ich Bilder, deshalb hier einige Fotos von gestern; unserer Weihnachtsfeier.
























geliehener Tannenbaum und erste Wichtel
















Tanzperformance in der Aufwärmungsphase: Thomas, Suvi, Cem, Lilit, Matthias





















menschliche Pyramide: Basis: Lan und Agnes, Sahnespitze: Nuno















geifernde Meute

















Feuerschau von Chrisin und Jarmila
















Gruppenfoto auf der Treppe

Laune: unmotiviert

Schokoladenbedarf: nicht so hoch, wie erwartet

Donnerstag, 13.12.2007: Anna und die Weihnachtsfeier

Am Vormittag fahre ich ins nächste Einkaufszentrum, um die letzten Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Am Nachmittag setzen wir uns mal wieder wegen des Businessplans zusammen.


Am Abend steht die Erasmus-Weihnachtsparty auf dem Plan. Chrissi und Jarmila haben alles organisiert, Glühwein eingekauft, einen riesigen Busch Misteln ins Wohnheim geschleppt und sich den Weihnachtsbaum aus dem Treppenhaus ausgeliehen. Außerdem haben sie den Klubraum für uns reserviert, den wir zusätzlich mit Kerzen und Lichterketten dekorieren. Jeder kommt mit einem Geschenk unter dem Arm an, es soll gewichtelt werden und wie selbstverständlich werden alle Geschenke unter den Weihnachtsbaum gelegt. Damit es nicht so langweilig wird, wird nicht einfach so gewichtelt, sondern man muss zunächst eine kleine Aufgabe zur Belustigung der Anderen erledigen.


Meine Aufgabe ist nicht sehr schwer: ich soll Plastikteller so werfen, dass der behandschuhte Fabien mindestens drei fangen kann. Das ist schnell erledigt. Für mehr Begeisterung sorgt dagegen mein Wichtelgeschenk: ein Päckchen Kondome.


Die anderen Aufgaben sind zum Beispiel singen, gurgeln, menschliche Pyramiden bauen, Fotos machen, Luftgitarre spielen, tanzen oder Pantomime. Den Vogel schießt Pierre ab: Seine Aufgabe ist es vor dem Wohnheim „Uwaga Erasmus“ zu brüllen, den Leitspruch dieses Semesters. Wir warten am Fenster auf ihn und erblicken ihn splitterfaser nackt am Fenster vorbeilaufend und „Uwaga Erasmus“ brüllend.


Nachdem die Päckchen verteilt sind, wird noch etwas getanzt und getrunken und schließlich aufgeräumt.


Laune: Weihnachtlich!

Schokoladenbedarf: exorbitant

Mittwoch, 12.12.2007: Anna fährt Schlittschuh

Den Vormittag verschlafe ich. Am frühen Nachmittag mache ich mich auf zur Universität. Dort schreiben wir eine Klausur über kleine und mittelgroße Unternehmen und ihre Internationalisierungsstrategien. Ich rechne mit einem Multiple-Choice Test, es werden aber vier offenen Fragen gestellt, was mich sehr freut.


Danach treffen wir uns mal wieder wegen des Businessplans. Das wird allmählich zum Alltag und zum regelmäßigem Tagesgeschäft.


Später bereite ich mich mit Franzi und Chrissi auf den Abend vor, will heißen wir mischen Wodka mit Saft. Auf geht es zur Eisbahn. Am Malta-See ist ein Zelt aufgebaut unter dem sich eine mobile Eisbahn versteckt. Wie gewohnt dauert es ewig bis wir uns soweit organisieren, dass jeder Schlittschuhe hat und auf die Bahn kann. Die ist ziemlich mies und man könnte besser Schlitten- als Schlittschuhfahren, soviel Schnee wie schon aus dem Eis gelöst wurde. Nach einer Stunde unsicherem hin und her laufen, viel lachen und schmerzenden Füßen, verlassen wir das Zelt, um nebenan noch ein Bier zu trinken.



Im Wohnheim zurück falle ich erschöpft ins Bett.


Laune: verschnupft

Schokoladenbedarf: semi

Dienstag, 11.12.2007: Anna schwächelt

Diese Erkältung macht mir mehr und mehr zu schaffen. Dennoch muss es weitergehen. In der ersten Vorlesung sollen wir mal wieder präsentieren. Heute: unterschiedliche Werbestile in Deutschland. Verena, die die fertige Präsentation hat, verschläft, kommt aber noch gerade rechtzeitig zu unserem Teil. Die Präsentationen vor uns sind endlos und ziehen sich über gefühlte 45 Minuten. Uns bleiben deshalb noch zehn Minuten, die wir aber gut füllen. Weiter geht es mit Projekten und Vorlesungen. Zwischendurch habe ich Zeit zum Bahnhof zu laufen, um mein Ticket für die Rückfahrt zu kaufen. Gott sei dank kann der gute Mann Englisch, denn bei der Frage auf polnisch, ob ich im Abteil oder im Großraumwagen sitzen möchte, werfe ich das Handtuch.


Beate schleppt mich zur Apotheke und ich versorge mich mit Medikamenten. Im Wohnheim schlafe ich mal wieder vor Erschöpfung ein. Am Abend haben Ludmila und ich dann noch mal einen Waschtermin. Dann mache ich mich ans Lernen für die Klausur/ Test morgen. Aber es lässt sich gut lernen, so dass ich schnell fertig bin und früh schlafen gehen kann.


Laune: argh

Schokoladenbedarf: argh

Montag, 10.12.2007: Anna und die SME

Der Tag steht mal wieder sehr im Zeichen der Uni. Morgens treffen wir uns für eine Präsentation. Innerhalb einer Stunde entscheiden wir uns für mehrere Werbespots, die wir morgen als typisch deutsch vorstellen werden.


Danach mache ich mich daran für ISME (Internationalisation of small and medium enterprises) zu lernen – da steht am Mittwoch eine Klausur an. Ich komme nicht allzuweit und schlafe über eine zugehörigen Studie der EU ein. „Na ja, dann steht mir morgen ein wenig mehr bevor,“ denke ich als ich zur Uni gehe. Die fällt heute reichlich knapp aus. Einige der Vorlesungen fallen aus, die Letzte ist kürzer als erwartet.


Wieder im Wohnheim streikt unser Internet mal wieder. Das ist während der letzten Tage schon mehrmals vorgekommen und zerrt immer mächtig an den Nerven. In solchen Momenten merke ich dann erst, wie abhängig ich vom Internet geworden bin.


Lydia macht in der Montagskochgruppe Pizza. Sie schmeckt hervorragend, vielleicht auch dank der Tatsache, dass sie nicht am Knoblauch gespart hat. Ich überfresse mich, aber bevor ich Zeit habe ins Fresskoma zu fallen, treffen wir uns auch schon wieder, um uns an die Kalkulation unseres Businessplanes zu machen. Zunächst wirkt das alles sehr langwierig und mühselig. Zwei Stunden, ein halbes Mut-Mach-Bier und viele Annahmen und wilde Spekulationen später sind wir durch. Sowohl mit der Rechnung, als auch körperlich und nervlich. Die Köpfe rauchen, aber es sieht ganz gut aus. Das Ding hat Chancen zu funktionieren.


Kurz vor zwölf zurück im Zimmer, schläft Ludmila schon. Ich schreibe auch nur noch meinen Blog und werde dann endlich Feierabend machen. Dieser Erasmus-Rhythmus bekommt mir nicht.


Laune: Durch. Aber glücklich!

Schokoladenbedarf: der Situation angemessen

Sonntag, 09.12.2007: Anna am Sonntag

Ich lerne, schlafe und esse. Außerdem telefoniere ich mit meiner Familie und Stefan. Das ist auch schon alles, was heute passiert. Thomas will heute Abend noch kochen, aber ich denke, das wird spät. Ein frühes Weihnachtsessen hat er uns versprochen – jippiehh!!


Laune: ist halt nicht viel los

Schokoladenbedarf: Langeweile-bedingt hoch

Samstag, 08.12.2007: Anna in der Tram

Das Wetter ist super. Also starte ich meinen Tag spät damit, erst einmal eine Stunde durch den Park zu spazieren. Durchgefroren komme ich wieder und verbringe den Rest des Tages mit lernen, lesen, schlafen und essen.


Am Abend machen wir uns auf den Weg zu einem Straßenbahndepot. Das ist der Startpunkt für die Tramparty. 120 Menschen quetschen sich in eine alte Straßenbahn, bekommen jeweils zwei Dosenbier in die Hand gedrückt, Musik wird über die Lautsprecher eingespielt und los geht es. Zwei Stunden lang fahren wir durch Poznan. Es wird immer lauter, es wird gesungen und gedrängelt: seinen Standort zu wechseln ist nahezu unmöglich. Die Menschen an den Haltestellen schauen etwas irritiert, wenn unsere Bahn vorbeikommt.


















































































Nach zwei Stunden stürmen die Jungs zu den nächstgelegenen Bäume, die Mädels hocken sich hinter ein Haus oder harren aus, bis wir in einem Club ankommen. Hier verläuft sich die Masse aber und es wirkt irgendwie leer. Wir bleiben dennoch hier und tanzen und trinken weiter. Gegen drei mache ich mich mit einer Gruppe müder Studenten auf den Heimweg.


Laune: Feierstimmung

Schokoladenbedarf: lieber salzig

Freitag, 07.12.2007: Anna ist wieder im Museum

Polnisch Kurs um acht, dann Frühstücken im Pfatsie Radio. So weit, so normal wie jeden Freitag. Um zwölf haben wir eine extra Marketingvorlesung. Da wird eine Fallstudie über einen spanischen Fußballverein präsentiert und die Stunde dann abgebrochen. Wir spekulieren nachher wild, ob die Professorin schwanger ist oder nicht. Ich bin in so was ziemlich schlecht und halte mich deshalb zurück.


Wir schlendern zum Museum. Heute erwartet uns der zweite Teil der Führung durch das Nationalmuseum. Heute ist der europäische Teil des Museums an der Reihe. Ich bin ein wenig enttäuscht. Es gibt schon eine Menge Bilder, die mir gefallen, aber dafür, dass sie sich Nationalmuseum nennen, sind hier wirklich kaum bekannte Namen vertreten. Aber eine Kopie eines Botticellis – sehr schön: eigentlich werden in Museen keine Kopien ausgestellt, aber hinter dieser steckt eine Geschichte und deshalb hängt hier eine Kopie in der Ausstellung. In verschiedenen Teilen des Museums wird gebaut, zum Teil ist es staubig, zum Teil riecht es noch streng nach Farbe, an manchen Stellen klaffen noch Löcher, die einen freien Blick auf die Versorgungsleitungen. Bilder und Skulpturen sind verstaubt. Sehr seltsam.


Zurück im Wohnheim bleib mir ein bisschen Zeit zum Potter-hören, dann steht der nächste Programmpunkt auf dem Plan: unsere polnischen Tutoren haben traditionelles polnisches Weihnachtsessen vorbereitet: Pierogi, verschiedene Sorten Hering (nicht mein Fall wegen des Herings), Plätzchen und Kuchen. Es werden Weihnachtslieder gesungen. Stille Nacht, heilige Nacht erkenne ich wieder.


Einmal in Weihnachtsstimmung geraten wollen wir uns gleich in der Küche treffen und Glühwein machen und trinken.


Laune: Gut

Schokoladenbedarf: geht so

Donnerstag, 06.12.2007: Anna und der Nikolaus

Den Nikolaus sehe ich heute nicht. Aber ich freue mich über die Socken in dem Nikolauspaket meiner Eltern.


Morgens geht es mir nicht wirklich gut. Der Kopf ist irgendwie zu. Um in die Gänge zu kommen laufe ich erst einmal in den Park und bleibe an der halben Stunde an der frischen Luft. So richtig hilft das aber nicht.


Am Nachmittag treffen wir uns mal wieder wegen des Businessplans. Danach laufe ich noch durch das Einkaufzentrum auf der Suche nach einer schönen Karte für meine Oma.


Am Abend fällt dann im gesamten Wohnheim das Internet für eine Stunde aus. In dieser Stunde schlafe ich über irgendeiner wichtigen Literatur ein. Danach ist eigentlich auch nichts mehr mit mir anzufangen. Ich bin total verpeilt und gehen deshalb früh ins Bett.


Laune: vorhanden

Schokoladenbedarf: schmeckt heute nicht

Mittwoch, 05.12.2007: Anna wird 24

Um 00:00h wird unser Zimmer gestürmt. Ca. 30 Mann mit brennenden Kerzen stehen plötzlich da und singen Geburtstagslieder – auf englisch, deutsch und schließlich auch portugiesisch. Damit hatte ich nicht gerechnet. Und dementsprechend sprachlos bin ich auch.


Am Tag bekomme ich dann jede Menge E-Mails, Anrufe, SMS. Meine Vorlesung fällt aus. Aber ich verbringe eine ganze Menge Zeit damit für eine Präsentation am Dienstag Werbespots aus Deutschland zu suchen.


Abends treffen wir uns zunächst in der Küche. Es gibt Kuchen gebacken von Lydia, Ludmila und Daniel, Noch mehr Glückwünsche und Geburtstagslieder. Außerdem bekomme ich Skihandschuhe, die ich Januar einweihen werde.


Da ich mich erkältungstechnisch noch nicht ganz fit fühle, wünsche ich mir, in einen Pub zu gehen. Im Academic Pub finden sich dann wirklich viele Leute ein. Die Gespräche sind unheimlich gut und zum Teil ganz schön überraschend. Ich staune zum Beispiel, wie viel Bruno und Magrico aus Portugal über Dali, Picasso und Kunst wissen.


Ein Teil der Leute geht weiter zum Tuba Club, wo heute ein Nikolaus - Party stattfinden soll, der Rest geht irgendwann zurück zum Wohnheim.


Ein toller Tag, und an dieser Stelle noch mal ein herzliches Dank für die vielen tollen Wünsche, Geschenke, Lieder und Kuchen.


Laune: gut

Schokoladenbedarf: mittel

Dienstag, 04.12.2007: Anna im Unialltag

Ein ganz normaler Dienstag. Um acht Uhr startet die Uni. Heute gibt es in der Vorlesung nur Präsentationen, mal besser, mal schlechter, insgesamt eher unspannend. Cem bastelt mir aus lauter Langweile aus den Handouts Papierblumen. Da die Gruppe so freundlich war, ihre Stichpunkte auf farbigem Papier auszudrucken, bin ich jetzt im Besitz einer blauen und einer grünen Blume.


In der nächsten Vorlesung geht es mit Gruppenarbeiten weiter. Wir kommen gut voran, wir haben eine gute Gruppe und ein gutes Thema, was das Ganze einfach macht. Zwischendurch streite ich mich mit Olivia darüber, warum die Engländer immer noch nicht den Euro eingeführt haben („Warum sollten wir. Es gibt ein ganze Menge Gründe gegen den Euro“ sagt sie. „Das ist Quatsch, das ist doch nur euer Starrsinn und euer Stolz“ argumentiere ich, obwohl ich weiß, dass das eigentlich kein Argument ist.) Verbal ist mir Olivia natürlich haushoch überlegen, deshalb bleibe ich einfach bockig und versuche ihre Argumente zu entkräften. Das macht Spaß und es gelingt manchmal, aber nicht immer. Insgesamt finde ich immer noch nicht, dass sie mir das Festhalten am Pound überzeugend erklären konnte.


Pasta essen bei Piccolo (heute ohne Suvi, die muss in einer Grundschule den Helfer des Weihnachtsmann spielen, weil der – wie sie – aus Finnland kommt.). Später dann noch einmal eine Vorlesung zum Management und Marketing von Dienstleistungen (heute eher langweilig) und dann ab ins Wohnheim, wo ich mich in den Businessplan verbeiße. So richtig voran komme ich aber nicht.


Laune: tüdelü, etwas überdreht

Schokoladenbedarf: tüdelü

Montag, 03.12.2007: Annas 12. Woche

Wow, das ist jetzt schon meine zwölfte Woche hier in Polen. Mal wieder wundere ich mich darüber wie die Zeit vergeht. Das ist schon fast ein Drittel meines Doppeldiplomprogrammes, auch wenn ich für das Diplom bisher noch herzlich wenig geschafft habe.


Ich schlage mir den Sonntag Abend noch damit um die Ohren, meinen Lebenslauf für dieses Businessplan-Projekt weiterzuspinnen, damit das Ding überhaupt Sinn bekommt (kein Student würde auf die Idee kommen, neben dem Studium mal einen GmbH mit millionenschwerem Kapital zu gründen)....


Am Montag wache ich total gerädert auf. Irgendwie macht mir diese Erkältung auf Dauer doch zu schaffen. Dann geht es in die Uni. Da ich mal wieder eine Freistunde habe, und ich nicht noch einmal ins Wohnheim will (da würde ich gar nichts schaffen), habe ich mir etwas zu Lernen eingepackt. Vor der Cafeteria steht Ludmila, die nicht mitbekommen hat, dass die Vorlesung ausfällt. Es ist auch sonst nicht so ihr Tag: Sie bestellt Hotdog und stellt fest, dass es auch Pasta gibt, verteilt den Hotdog dann über Tisch, Hose und Fußboden und grummelt irgendetwas von polnischer Unorganisiertheit.


Dann E-Commerce, das heute eine Mischung aus totaler Langeweile und unfreiwilliger Komik ist. Mein Höhepunkt ist die Präsentation von Natalie. Die soll etwas über elektronische Auktionen in der Türkei erzählen und zeigt einen Film, in dem sie ihre türkische Freundin Sevil aus dem Schlaf reißt, um sich türkische Auktionsseiten vorführen zu lassen. Oh Mensch, wie entwürdigend. Wenn dass der ukrainische Humor ist, verfehlt er mein Humorzentrum um ein bis zwei Kilometer. Neben mit verdreht Thomas die Augen. Ihm scheint es genauso zu ergehen. Willkommen im Kindergarten. Oder bei Erasmus, was manchmal erschreckend viel Parallelen aufweist.


Abends dann wieder mal Kochen im Wohnheim. Beate kocht mir ihrer Freundin Carmen und ab ins Bett. Mensch bin ich müde.


Laune: gähhhhhn

Schokoladenbedarf: ziemlich am Boden

Sonntag, 02.12.2007: Anna am 1. Advent

Wir stehen spät auf, packen einige Sachen zusammen (ich gebe Stefan schon eine kleine Tasche mit Klamotten mit, die ich hier in nächster Zeit wohl nicht brauchen werde, deshalb muss ich auch packen) Frühstücken, und nach einer Sekunde müssen wir dann auch schon los zum Bahnhof. Dort versorgen wir den Jungen für die Fahrt – Essen, Trinken, Essen. Dann kommt auch schon der Berlin-Warschau-Express. Stefan steigt ein. Der Zug bleibt aber noch zwanzig Minuten im Bahnhof stehen, die ich nicht ganz abwarte. Etwas orientierungslos laufe ich erst in die falsche Richtung, finde dann aber doch noch den Ausgang.


Um es etwas weihnachtlicher zu machen, hänge ich die Strohsterne von meiner Mutter im Zimmer auf.


Dann telefoniere ich erst einmal mit meiner Familie, bald darauf kommt Ludmila auch schon zurück. In der Küche treffe ich Brito und Nuno, die auch wieder von ihrem Wochenendausflug angekommen sind. Langsam aber sicher wird es hier wieder lebhafter.


Laune: Pfffff

Schokoladenbedarf: Hmmmmm!

Samstag, 01.12.2007: Anna schreibt heute zusammen mit Stefan

Der Junge ist wieder fit und bereit für einen Regenspaziergang. Vorher wird gefrühstückt. Dabei wird Stefan erst mal von meinen tollen bunten Tellern geblendet. „Davon kann man doch nicht essen, das macht doch total verrückt!!“ Dann wird Annas Regenschirm ausgepackt. Der macht übrigens mit seinen Streifen auch verrückt. Es geht zur alten Brauerei, die jetzt ein riesiges Einkaufszentrum ist. Direkt davor ist ein kleiner Weihnachtsmarkt. Davon bekommt der Junge aber nicht viel mit, denn es turnt ein Kameramann mit seiner Ausrüstung dazwischen herum. Zufällig hat unser Regenschirm ein schwarz-weißes Muster. Das ist gut geeignet, um das Auflagemaß an der Kamera einzustellen, die Schärfe und so... Der Junge zögert kurz, es vor die Linse zu halten - da hat Anna ihn schon weggezogen. “Komm Junge, wir werden hier naß!“


Das Einkaufszentrum ist wirklich groß. Es werden viele Fotos gemacht.



Anstatt den Hunger abzuwarten setzen wir uns in ein Restaurant/Kneipe/Café. Gut so, denn ich lerne noch die gefüllten Pfannkuchen kennen, die Anna so gerne mag.

Der Junge bekommt außerdem ein Lob für sein polnisches „rrrrr“. Warum weiß niemand, er kann drei Sachen sagen und muss aufpassen, dass er dabei nicht auch noch durcheinander kommt. Höflich bedankt er sich und bildet sich ein, fließend polnisch sprechen zu können. Schnell ergreifen wir die Flucht. Total überfressen rollen wir weiter.




Auf dem Rückweg schlendern wir an einem Gitarrenladen vorbei. Der ist zwar geschlossen (zu meinem Glück), aber der Junge muss stehen bleiben und drückt sich die Nase platt. Nach einer geschlagenen Stunde können wir weiter. Völlig durchnässt kommen wir im Wohnheim an, trockene Sachen anziehen, Scrubs schauen und einen Teller („oh nein, das ist schon wieder der bunte“) Obst futtern. Jetzt geht’s weiter Pizza essen. Eigentlich essen wir hier den ganzen Tag.


Laune: satt (Anna), endlich Pizza (Stefan)

Schokoladenbedarf: stöhn (Anna), "rrrrr" (Junge)

Freitag, 30.11.2007: Anna im Marzipanrausch

Das Konzert war nett. Mir gefiel die Vorband wesentlich besser als die eigentliche Band. Die Orchid Band erinnerte mich ein bisschen an Mia, was wohl an der überdrehten Sängerin lag. Insgesamt kam diese Veranstaltung gemischt an, die ersten Studenten waren schon während der ersten Band weg, andere wippten immerhin mit. Ehrlich gesagt beeindruckte mich die Gestaltung der Toiletten in diesem Schuppen am meisten. Riesen rotes Ledersofa, Trockenblumen und Bunkertüren mit schweren Eisenriegeln.


Nach dem Konzert gingen wir noch mit Thomas und Paula in den Lizard King, eine andere Kneipe direkt am alten Markt. Die hatte der Junge schon am ersten Tag gesehen und wollte unbedingt dort hin, weil an der Wand so eine Neon-Gitarre hing. Stefan war schon fröhlich drauf und quatschte deshalb auch gleich die Leute am nächstgelegenen Tisch an und mit etwas Erschrecken stellte ich fest, dass das meine Professoren waren. Aber da sie noch die ganze Zeit lachten, ihm Getränke bestellten, und mir nachher sagten, was für einen tollen Freund ich doch hätte, kann das nicht so schlimm gewesen sein. Der Whisky-Cola meiner Professoren gab Stefan dann aber wohl total den Rest und ich ließ ihn Richtung Hostel torkeln.


Zur Vorlesung um Acht quäle ich mich wieder aus dem Bett. Heute lernen wir die Zahlen von 11 bis 20. Sehr spannend. Kenne ich schon. Lydia auch. Also langweilen wir uns eher.


Zurück im Hostel, packen wir unsere Sachen frühstücken und checken aus. Dann geht es zum Wohnheim. Hier heißt es dann erst mal Sachen auspacken und in die Schränke schaffen.


Stefan baut dann sehr schnell ab. Magenverstimmung und ständig ist ihm schwindelig. Zum Mittagessen/Abendbrot machen wir Pierogi. Ich kann ihn überreden einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft zu machen (wir kommen bis zum Supermarkt), danach wieder ein Rückfall. Also verbringen wir den Abend zu Hause und schauen mehrere Folgen Scrubs, wovon Stefan auch langsam aber sicher abhängig geworden ist.


Laune: schläfrig

Schokoladenbedarf: durch Marzipankartoffeln und Fruchtzwerge gedeckt